Donnerstag, 24. Januar 2013

Tully und alles, was sonst noch so passierte



(Fast) 160 Tage. 3840 Stunden, 230400 Minuten, 13824000 Sekunden. Also ungefähr 2764800 bis 3456000 Mal ein- und ausatmen. Ich vermute jetzt kann sich jeder gut vorstellen, wie lange ich schon weg bin.

Der letzte Post ist jetzt schon eine ganze Weile her, deswegen versuche ich mal irgendwie daran anzuknüpfen und zu erklären, wo ich gerade bin.

In Cairns bin ich nur 6 Tage geblieben, bis zum 23. Dezember und habe währenddessen von der Stadt nicht allzu viel gesehen. Das Meer dort ist echt sehr dreckig, hässlich und gefährlich, deshalb sind wir zu dem öffentlichen Pool dort gegangen und haben schön das UV-Licht auf uns einwirken lassen. Der ist echt empfehlenswert. Riesig, Sand und Wiese drum herum, jedoch sorgt er nicht wirklich dafür, dass man sich abkühlen kann. Aber immerhin, Wasser ist Wasser.
Mit meinen wunderbaren Mitbewohnern, von denen erfreulicherweise niemand deutsch war, denn die Deutschen nerven langsam echt (nein, nicht alle! ;) ), habe ich dann auch das Nachtleben von Carins erkunden können. Das war echt…schön. ;)

Calypso - das Hostel in Cairns



Ansonsten ging es ja vor allem darum, einen Job zu finden. Letztendlich bin ich aber nicht in der völligen Isoliertheit gelandet, denn das hat mich tatsächlich doch sehr abgeschreckt. Mit Mikko, einem tollen Finnen, aus meinem Zimmer in Cairns, der auch Arbeit suchte, bin ich nach Tully gegangen. Südlich von Cairns, unweit von Mission Beach, was verglichen mit hier alles andere als langweilig ist. Immerhin gibt es dort Woolworths! Hier müssen wir immer in einen etwas teureren Supermarkt gehen… Obwohl ich nun stolz berichten kann, dass wir letztens hier verhältnismäßig billige Schokolade entdeckt haben! Wuhuu!

Wir wohnen hier in einem sogenannten working hostel, wo viele Leute für längere Zeit bleiben und hoffentlich Arbeit vermittelt bekommen. So auch wir.



Weihnachten sind dann auch viele aus dem Hostel, wir eingeschlossen, nach Mission Beach an den Strand gefahren, um dort zu „feiern“. Die meisten Leute hier wissen einfach nicht, dass Jesus am 24.12. geboren ist und feiern diesen besonderen Tag unverständlicherweise erst am 25. Dezember. 

Es war warm, ich kannte nur ein paar Gesichter, es gab BBQ und keine Geschenke. Also alles fast wie immer.  Ein Tag, an dem ich tatsächlich irgendwie gerne Schnee gehabt hätte. 

Silvester war dann doch ein größeres Ereignis. Viele waren nach Cairns geflüchtet, um dort etwas „besser“ feiern zu können und um mal aus dem kleinen Kaff hier raus zukommen. Glücklicherweise sind trotzdem noch ein paar hier geblieben und es wurde in das neue Jahr hinein getanzt. An mehr erinnere ich mich nicht mehr…

die Bar am Tag

Aber eigentlich bin ich ja hier, um zu arbeiten. Mittlerweile bin ich jetzt schon die 4. Woche auf meiner Farm und ich kann nicht sagen, dass ich es liebe. Aber wie alle so schön sagen „you get used to it“. 
Nach 1 ½ Wochen geduldigem Warten hatten Mikko und ich dann einen Job auf derselben Farm bekommen und endlich tun wir mal wieder was Vernünftiges. Richtig motiviert und hellwach stehe ich immer 4 Uhr 40 auf, eine Stunde später kommt der pick-up und 6:30 können wir pünktlich mit der Arbeit beginnen.
Es ist übrigens eine Bananen Farm in Mission Beach. Die Arbeit sieht meistens immer recht gleich aus, obwohl wir momentan nicht so viele Früchte haben. Irgendwer hat falsch gepflanzt. Die Wochen bisher waren also immer recht kurz, 3-4 Tage Arbeit, jedoch wird es wohl bald losgehen und wir können uns vor Bananen gar nicht mehr retten. Es lohnt sich fast gar nicht davon zu berichten, da mir der Tag immer recht langweilig vorkommt. Aber...

Erst müssen von den „humpern  Bananenstauden gepflückt werden, bis wir anfangen konnten diese zu zerschneiden. Also waren wir (die, die normalerweise im shed arbeiten) draußen und haben währenddessen gestringt. Also Stricke von den Bäumen mit Stauden an andere Bäume gebunden, damit der besagte erste Baum nicht umfällt. Man läuft also so seine Bahnen, bindet immer mal ein paar Stricke und irgendwie vergeht schon die Zeit. Letztens war das allerdings nicht gerade spaßig, denn nun hat die Regenzeit wirklich angefangen. Trotz Regenjacke und Gummistiefel waren wir nach 1 ½ Stunden komplett durchnässt, das Wasser stand Zentimeter hoch in den Schuhen und die Hose klebte formlos an den Beinen. 
Danach waren wir zwar unter einem großen Dach, die Halle war jedoch an den Seiten offen, sodass der Wind ordentlich gepfiffen hat und ich tatsächlich das erste Mal während der Arbeit gefroren habe! Und das in Australien…tzz. Darüber war hier fast jeder empört und einige der Leute arbeiten die ganze Zeit draußen auf der Plantage. Mein Beileid.

Bis es nach 3 ½ Stunden endlich die erste Pause gibt habe ich die ganze Zeit die zerschnittenen Stauden, nämlich nun nur 3-8 Bananen starke Cluster, auf einem Fließband angeordnet. Das klingt leider einfacher als es ist. Der Zeitdruck ist recht hoch, man muss sich also beeilen und möglichst gleich schnell mit der Person sein, die einem gegenüber steht. Außerdem muss überprüft werden, ob auch ja alle Bananen gut genug sind und es zumindest gut aussieht. Jedoch gibt es leider keine eindeutige Regel, welche Bananen Müll sind und welche nicht. Es zählt also meine subjektive Meinung und die ist nicht immer richtig. ;)

der Ausblick aus meinem Zimmer

Normalerweise wird sich immer abgewechselt, mal platziert man, mal zerschneidet man die Stauden. Beides ist irgendwie ätzend und geht auf den Rücken, aber etwas Abwechslung tut immer ganz gut. Der letzte Tag in der Woche wird immer mit Putzen gekrönt und so langsam auf wird man auf das Wochenende eingestimmt…

Meine letzten Wochenenden waren immer sehr lang. Wenn da nicht der Gedanke wäre, dass man das Geld benötigt, könnte man das sogar noch etwas mehr genießen.

Aber was tun in Tully? Ins Rafters gehen! Die hauseigene Hostelbar, wo man die Getränke schön billig bekommt. Also… mehr oder weniger. Bisher gab es da schon so einige schöne Abende, mit weniger schöner Disco-Musik und langen Gesprächen tief in die Nacht. An dem Punkt erwähne ich mal zwei Menschen, die ich hier kennengelernt habe: Liam und Niall ihr seid toll! Und jetzt habe ich getan, was ich versprochen habe.

was würde ich nur ohne tun?

man sollte betrunkene Leute nie Photos machen lassen


nie!   
:)

An einem der recht ereignislosen Sonntage sind wir zu den Murray-Waterfalls gefahren. Das war wahnsinnig beeindruckend. Ringsherum Regenwald in den verschiedensten Grün-Tönen und der Nebel die entfernten Berge verschleiernd. Und dann natürlich der Wasserfall. Sicherlich nicht riesengroß, aber doch irgendwie mächtig. Es war einfach toll in der Sonne auf den Felsen dort zu liegen und zu baden. So was erwartet man tatsächlich nicht, wenn man in Tully ankommt… jedoch ist es auch ungefähr eine halbe Stunde entfernt. Irgendwann werde ich da sicherlich nochmal hinfahren und den Mut haben von den Klippen ins Wasser zu springen…


:)


Am Dienstag und Mittwoch hat es so krass geregnet, dass keiner zur Arbeit konnte bzw. musste. Der ganze highway war überschwemmt und so waren wir alle hier gefangen. Halb froh, bei dem Wetter nicht arbeiten zu müssen und halb traurig, hier gefangen zu sein und kein Geld zu verdienen. Mittlerweile hat aber auch schon wieder die Sonne geschienen. :)

Die neusten Ereignisse hier sind weniger schön, denn gestern wurden in unserem Zimmer Bettwanzen gefunden. Das hieß für uns also: den ganzen Tag Stress! Alles musste aus dem Zimmer raus, die Sachen gewaschen und vor allem heiß getrocknet werden. Taschen mussten besprüht und in Plastiktüten in die Sonne gelegt werden (wo sie übrigens immernoch  verweilen..) und wir sind umgezogen. Alle in unterschiedliche Zimmer und wenn keine freie Betten übrig waren, auf Matratzen am Boden schlafen. Ich habe ein freies Bett abbekommen – yeah! Bis unser Zimmer 100 Prozent bed bugs frei ist müssen wir aber noch 3 Tage warten…. Jedenfalls hat das uns alle gestern echt herunter gezogen, aber immerhin hatten wir was zu tun und keine Zeit für Langeweile.
Bed bugs, bed bugs whatcha gonna do whatcha gonna do?
When they come for you? Bed bugs bed bugs whatcha gonna do?
Whatcha gonna do whatcha gonna do when they come for you?

hach, ich vermisse diese Òrdnung

So, heute ist wieder Freitag.  Der Tag, auf den alle warten. Abends gibt es einen freien Jug Bier! (mhhh...) und dann kann das Wochenende losgehen!




Sophia :)