(Fast) 160 Tage. 3840 Stunden, 230400 Minuten, 13824000 Sekunden. Also
ungefähr 2764800 bis 3456000 Mal ein- und ausatmen. Ich vermute jetzt kann sich
jeder gut vorstellen, wie lange ich schon weg bin.
Der letzte Post ist jetzt schon eine ganze Weile her,
deswegen versuche ich mal irgendwie daran anzuknüpfen und zu erklären, wo ich
gerade bin.
In Cairns bin ich nur 6 Tage geblieben, bis zum 23.
Dezember und habe währenddessen von der Stadt nicht allzu viel gesehen. Das
Meer dort ist echt sehr dreckig, hässlich und gefährlich, deshalb sind wir zu
dem öffentlichen Pool dort gegangen und haben schön das UV-Licht auf uns
einwirken lassen. Der ist echt empfehlenswert. Riesig, Sand und Wiese drum
herum, jedoch sorgt er nicht wirklich dafür, dass man sich abkühlen kann. Aber
immerhin, Wasser ist Wasser.
Mit meinen wunderbaren Mitbewohnern, von denen
erfreulicherweise niemand deutsch war, denn die Deutschen nerven langsam echt
(nein, nicht alle! ;) ), habe ich dann auch das Nachtleben von Carins erkunden
können. Das war echt…schön. ;)
Calypso - das Hostel in Cairns |
Ansonsten ging es ja vor allem darum, einen Job zu finden.
Letztendlich bin ich aber nicht in der völligen Isoliertheit gelandet, denn das
hat mich tatsächlich doch sehr abgeschreckt. Mit Mikko, einem tollen Finnen, aus
meinem Zimmer in Cairns, der auch Arbeit suchte, bin ich nach Tully gegangen.
Südlich von Cairns, unweit von Mission Beach, was verglichen mit hier alles
andere als langweilig ist. Immerhin gibt es dort Woolworths! Hier müssen wir
immer in einen etwas teureren Supermarkt gehen… Obwohl ich nun stolz berichten
kann, dass wir letztens hier verhältnismäßig billige Schokolade entdeckt haben!
Wuhuu!
Wir wohnen hier in einem sogenannten working hostel, wo viele
Leute für längere Zeit bleiben und hoffentlich Arbeit vermittelt bekommen. So auch wir.
Weihnachten sind dann auch viele aus dem Hostel, wir
eingeschlossen, nach Mission Beach an den Strand gefahren, um dort zu „feiern“.
Die meisten Leute hier wissen einfach nicht, dass Jesus am 24.12. geboren ist
und feiern diesen besonderen Tag unverständlicherweise erst am 25. Dezember.
Es war warm, ich kannte nur ein paar Gesichter, es gab BBQ
und keine Geschenke. Also alles fast wie immer.
Ein Tag, an dem ich tatsächlich irgendwie gerne Schnee gehabt hätte.
Silvester war dann doch ein größeres Ereignis. Viele waren
nach Cairns geflüchtet, um dort etwas „besser“ feiern zu können und um mal aus
dem kleinen Kaff hier raus zukommen. Glücklicherweise sind trotzdem noch ein
paar hier geblieben und es wurde in das neue Jahr hinein getanzt. An mehr
erinnere ich mich nicht mehr…
die Bar am Tag |
Aber eigentlich bin ich ja hier, um zu arbeiten. Mittlerweile
bin ich jetzt schon die 4. Woche auf meiner Farm und ich kann nicht sagen, dass
ich es liebe. Aber wie alle so schön sagen „you get used to it“.
Nach 1 ½ Wochen geduldigem Warten hatten Mikko und ich dann
einen Job auf derselben Farm bekommen und endlich tun wir mal wieder was Vernünftiges.
Richtig motiviert und hellwach stehe ich immer 4 Uhr 40 auf, eine Stunde später
kommt der pick-up und 6:30 können wir pünktlich mit der Arbeit beginnen.
Es ist übrigens eine Bananen Farm in Mission Beach. Die
Arbeit sieht meistens immer recht gleich aus, obwohl wir momentan nicht so
viele Früchte haben. Irgendwer hat falsch gepflanzt. Die Wochen bisher waren
also immer recht kurz, 3-4 Tage Arbeit, jedoch wird es wohl bald losgehen und
wir können uns vor Bananen gar nicht mehr retten. Es lohnt sich fast gar nicht
davon zu berichten, da mir der Tag immer recht langweilig vorkommt. Aber...
Erst müssen von den „humpern“ Bananenstauden gepflückt werden, bis wir
anfangen konnten diese zu zerschneiden. Also waren wir (die, die normalerweise
im shed arbeiten) draußen und haben währenddessen gestringt. Also Stricke von den Bäumen mit
Stauden an andere Bäume gebunden, damit der besagte erste Baum nicht umfällt.
Man läuft also so seine Bahnen, bindet immer mal ein paar Stricke und irgendwie
vergeht schon die Zeit. Letztens war das allerdings nicht gerade spaßig, denn
nun hat die Regenzeit wirklich angefangen. Trotz Regenjacke und Gummistiefel
waren wir nach 1 ½ Stunden komplett durchnässt, das Wasser stand Zentimeter
hoch in den Schuhen und die Hose klebte formlos an den Beinen.
Danach waren wir
zwar unter einem großen Dach, die Halle war jedoch an den Seiten offen, sodass
der Wind ordentlich gepfiffen hat und ich tatsächlich das erste Mal während der
Arbeit gefroren habe! Und das in Australien…tzz. Darüber war hier fast jeder
empört und einige der Leute arbeiten die ganze Zeit draußen auf der Plantage.
Mein Beileid.
Bis es nach 3 ½ Stunden endlich die erste Pause gibt habe ich
die ganze Zeit die zerschnittenen Stauden, nämlich nun nur 3-8 Bananen starke
Cluster, auf einem Fließband angeordnet. Das klingt leider einfacher als es
ist. Der Zeitdruck ist recht hoch, man muss sich also beeilen und möglichst
gleich schnell mit der Person sein, die einem gegenüber steht. Außerdem muss
überprüft werden, ob auch ja alle Bananen gut genug sind und es zumindest gut
aussieht. Jedoch gibt es leider keine eindeutige Regel, welche Bananen Müll
sind und welche nicht. Es zählt also meine subjektive Meinung und die ist nicht
immer richtig. ;)
der Ausblick aus meinem Zimmer |
Normalerweise wird sich immer abgewechselt, mal platziert
man, mal zerschneidet man die Stauden. Beides ist irgendwie ätzend und geht auf
den Rücken, aber etwas Abwechslung tut immer ganz gut. Der letzte Tag in der
Woche wird immer mit Putzen gekrönt und so langsam auf wird man auf das
Wochenende eingestimmt…
Meine letzten Wochenenden waren immer sehr lang. Wenn da
nicht der Gedanke wäre, dass man das Geld benötigt, könnte man das sogar noch
etwas mehr genießen.
Aber was tun in Tully? Ins Rafters gehen! Die hauseigene
Hostelbar, wo man die Getränke schön billig bekommt. Also… mehr oder weniger.
Bisher gab es da schon so einige schöne Abende, mit weniger schöner Disco-Musik
und langen Gesprächen tief in die Nacht. An dem Punkt erwähne ich mal zwei Menschen, die ich hier kennengelernt habe: Liam und Niall ihr seid toll! Und jetzt habe ich getan, was ich versprochen habe.
was würde ich nur ohne tun? |
man sollte betrunkene Leute nie Photos machen lassen |
:) |
An einem der recht ereignislosen Sonntage sind wir zu den
Murray-Waterfalls gefahren. Das war wahnsinnig beeindruckend. Ringsherum Regenwald
in den verschiedensten Grün-Tönen und der Nebel die entfernten Berge verschleiernd.
Und dann natürlich der Wasserfall. Sicherlich nicht riesengroß, aber doch
irgendwie mächtig. Es war einfach toll in der Sonne auf den Felsen dort zu
liegen und zu baden. So was erwartet man tatsächlich nicht, wenn man in Tully
ankommt… jedoch ist es auch ungefähr eine halbe Stunde entfernt. Irgendwann
werde ich da sicherlich nochmal hinfahren und den Mut haben von den Klippen ins
Wasser zu springen…
:) |
Am Dienstag und Mittwoch hat es so krass geregnet, dass
keiner zur Arbeit konnte bzw. musste. Der ganze highway war überschwemmt und so
waren wir alle hier gefangen. Halb froh, bei dem Wetter nicht arbeiten zu
müssen und halb traurig, hier gefangen zu sein und kein Geld zu verdienen.
Mittlerweile hat aber auch schon wieder die Sonne geschienen. :)
Die neusten Ereignisse hier sind weniger schön, denn gestern
wurden in unserem Zimmer Bettwanzen gefunden. Das hieß für uns also: den ganzen
Tag Stress! Alles musste aus dem Zimmer raus, die Sachen gewaschen und vor
allem heiß getrocknet werden. Taschen mussten besprüht und in Plastiktüten in
die Sonne gelegt werden (wo sie übrigens immernoch verweilen..) und wir sind umgezogen. Alle in
unterschiedliche Zimmer und wenn keine freie Betten übrig waren, auf Matratzen
am Boden schlafen. Ich habe ein freies Bett abbekommen – yeah! Bis unser Zimmer
100 Prozent bed bugs frei ist müssen wir aber noch 3 Tage warten…. Jedenfalls hat
das uns alle gestern echt herunter gezogen, aber immerhin hatten wir was zu tun
und keine Zeit für Langeweile.
“Bed bugs, bed
bugs whatcha gonna do whatcha gonna do?
When they come for you? Bed bugs bed bugs whatcha gonna do?
Whatcha gonna do whatcha gonna do when they come for you?”
When they come for you? Bed bugs bed bugs whatcha gonna do?
Whatcha gonna do whatcha gonna do when they come for you?”
hach, ich vermisse diese Òrdnung |
So, heute ist wieder Freitag. Der Tag, auf den alle warten. Abends gibt es einen freien Jug Bier! (mhhh...) und dann kann das Wochenende losgehen!
Sophia :)